Täglich erleben wir, dass uns jemand etwas weismachen will, dass etwas zum direkten Konsum oder als einfache Lösung serviert wird. Wir werden umworben und sollen verführt werden – sei es von der Werbung oder durch populistische Meinungsmache –, um uns eine bestimmte Interpretation der Dinge und Geschehnisse zu suggerieren. Solcherlei Aufgetischtes verschafft eine scheinbare Übersicht und beruhigt in seiner Zugänglichkeit, verstört aber auch in seiner Aufdringlichkeit. Handlungen des Auftischens und Vertuschens korrelieren mit Praktiken des Sichtbar- und Unsichtbarmachens. Einerseits handelt es sich um Strategien der Manipulation. Andererseits lässt sich das Auftischen auch umdeuten zu Akten der Aufklärung, indem etwas aufgedeckt oder die Schichtungen in neuem Licht gezeigt werden. Im Fokus der Tagung steht die Befragung der Wirksamkeit von Verhaltensweisen und Handlungen des Auftischens & Vertuschens, die sich janusköpfig in Literatur und Kunst, in Politik und Gesellschaft eingeschrieben haben. Dabei sollen aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven Strategien, Operationen und Praktiken der Suggestionen des Sichtbaren betrachtet und gemeinsam diskutiert werden.
14:00 ● Einführung Dr. Sara Burkhardt, Professorin für Didaktik der bildenden Kunst, BURG
14:10 ● Räume des (Un)Bestimmten. Kollektive Erkenntnisprozesse im Zusammenspiel unterschiedlicher Institutionen Dr. Christine Heil, Professorin für Kunstdidaktik und Bildungswissenschaften, HBK Braunschweig
In forschenden Praktiken werden Relationen von bisherigem und neuem Wissen behauptet, hergestellt und verschoben. Das Spiel zwischen Bestimmtem und Ungewissem macht Dinge erst fraglich und provoziert Neugierde. Solche Räume des (Un)Bestimmten können gemeinsam mit Akteur*innen unterschiedlicher Institutionen zwischen und mit Kunst, Schule und Studium hergestellt werden. Jede Institution bringt Spielregeln des Verhaltens, Machtstrukturen, Wissensbestände und Sinngefüge mit sich. Welche Arten von Erkenntnis und Erfahrung kann entstehen und was davon ist dokumentierbar?
Dr. Christine Heil ist Professorin für Kunstdidaktik und Bildungswissenschaften an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Bildungsräume und deren empirische Erforschung, forschendes Lernen und Studieren, Institutionsentwicklung, Diskriminierungskritik und Konstruktion von Normalität.
15:05 ● Kunstpädagogik an den Rändern der Sichtbarkeit Dr. Alexander Henschel, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Kunst und visuelle Kultur der Universität Oldenburg
Kombinationen aus Kunst und Pädagogik, Vermittlung und Kunst werden in sozialen Räumen realisiert, die selten im Licht großer Aufmerksamkeit stehen. Dies gilt für das Fach Kunst in der Schule ebenso wie für pädagogische Arbeit im Kunstbetrieb. Diese Verhältnisse sind – insbesondere in Deutschland – institutionalisiert und lassen sich sozialhistorisch und logisch begründen. Wie sich aber zu dieser Tradition verhalten? Sollte es für Kunstpädagog*innen darum gehen, sich um Sichtbarkeit zu bemühen oder gilt es, den unbeachteten Raum für die eigene Agenda zu nutzen?
Dr. Alexander Henschel studierte Erziehungswissenschaft, Kunst, Kunstpädagogik und Philosophie in Halle (Saale) und Mannheim. Er promovierte im Rahmen des Doktoratsprogramms Art Education und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lektor an den Universitäten Bremen und Hildesheim, als Gastprofessor an der HFBK in Hamburg, derzeit als Lehrkraft für Kunstpädagogik und Kunstvermittlung an der Universität Oldenburg sowie als Lehrbeauftragter an der UdK in Berlin. Seine Forschung und Lehre richtet sich auf institutionelle Settings sowie sozialhistorische Perspektiven von Kunstpädagogik und Kunstvermittlung – Ausgangspunkt ist die Annahme unabschließbarer Komplexität der Verhältnisse zwischen Kunst, Pädagogik und Gesellschaft.
16:30 ● (Un)sichtbare Zukünfte. Spekulative Explorationen im Noch-Nicht Robert Hausmann Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Didaktik der bildenden Kunst, BURG
Eine (post-)pandemische Gegenwart zeigt die Unbestimmtheiten von Zukunft auf drastische Weise. Zukunftsbilder bröckeln, veränderte Konstellationen und neue Verwicklungen scheinen auf. Künstler*innen und transdisziplinäre Kollektive spekulieren, erkunden, testen: »How will we live together?« Der Beitrag knüpft an diese Frage der Architekturbiennale Venedig 2021 an und beleuchtet sie aus (kunst-)pädagogischer Perspektive: Wer ist »wir«? Wie lässt sich etwas erkunden, das noch nicht ist? Wie können kunstpädagogische Prozesse zu Explorationsräumen und Testzonen für Zukünfte werden?
Robert Hausmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Didaktik der bildenden Kunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind: Zukunftsentwürfe aktueller Kunst, Updates für eine gegenwärtige Kunstpädagogik der Zukunft, Prototypen – kunstpädagogisches Handeln in einer Gegenwart der Digitalität, aktuelle Medienkultur und Bildungstheorien.
17:25 ● Von Zuwendung und Abwendung. Herausforderungen im Umgang mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Institution Schule Dr. Anja Besand Professorin für Didaktik der politischen Bildung, TU Dresden
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Geschichtsrevisionismus kommen auch in der Institution Schule vor. Lernende und Lehrende sind in der Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen nicht nur Opfer, sondern vielfach auch Täter*innen. Aber welche Mechanismen entscheiden darüber ob die Herausforderungen institutionell bearbeitet werden? Wann wenden wir uns den Problemen zu – und wann wenden wir uns ab – und warum?
Anja Besand, ist Professorin für Didaktik der politischen Bildung an der Technischen Universität Dresden und Direktorin der John Dewey Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie.
9:00 ● Einführung Dr. Nike Bätzner Professorin für Kunstgeschichte, BURG
9:10 ●Abstraktion als Maske: Bildformen larvierter Angst – Munch, Kandinsky, Dix Dr. Christiane Kruse Professorin für Kunstgeschichte, Muthesius Kunsthochschule Kiel
Der Vortrag geht von der Beobachtung aus, dass sich um 1900 Angst nicht mehr nur figurativ-gegenständlich, sondern in abstrakten Bildformen äußern kann. Munchs „Der Schrei“ ist eine zur Bildformel erstarrte Maske der Angst, ein inneres Spiegelbild und kein individuelles Gesicht. Die Maskenform erscheint in ihrer basalen, paradoxalen Form: sie verbirgt die äußere Gestalt, das Ich, um innere Angst zu zeigen. Kandinsky rechnet Angst zu den „niederen Gefühlen“ und entwirft eine abstrakte Utopie der Angstüberwindung. Dix schließlich findet als Kriegsteilnehmer in seinem Feldtagebuch eine abstrakte Formel der theoretischen Distanznahme vom Kriegsgeschehen. In dem Vortrag werden Bilder und Texte als „Larven der Angst“ in ihren Kontexten untersucht.
Dr. habil. Christiane Kruse, Professorin für Kunstgeschichte und Visuelle Kulturen an der Muthesius KH Kiel, war 2010/11 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin; 2002 erfolgte die Habilitation an der Universität Konstanz im SFB „Literatur und Anthropologie“ (Wozu Menschen malen. Historische Begründungen eines Bildmediums, München 2002; Forschungsschwerpunkte: Bild-Anthropologie, Rezeptionsästhetik und -theorie, Kunst und Bilder in historischen und zeitgenössischen kulturellen Kontexten und Praxen; Abstraktion und Angst um 1900. Neue Publikationen: Welterschaffung – Kunstvernichtung. Kunst in Zeiten der Bilder, Berlin 2020; Bildagenten. Historische und zeitgenössische Bildpraxen in globalen Kulturen, München 2021; Kunst an den Rändern. Wie aus Bildern und Objekten Kunst werden kann, hg. C. Kruse / A. Frye, Berlin und Boston 2021.
10:05 ● Staging Silence Hans Op de Beeck Künstler, Brüssel
Hans Op de Beeck produces large installations, sculptures, films, drawings, paintings, photographs and texts. His work is a reflection on our complex society and the universal questions of meaning and mortality that resonate within it. He regards man as a being who stages the world around him in a tragi-comic way. Above all, Op de Beeck is keen to stimulate the viewers’ senses, and invite them to really experience the image. He seeks to create a form of visual fiction that delivers a moment of wonder and silence. Over the past twenty years Op de Beeck realised numerous monumental ‘sensorial’ installations, in which he evoked what he describes as ‘visual fictions’: tactile deserted spaces as an empty set for the viewer to walk through or sit down in, sculpted havens for introspection. In many of his films though, in contrast with those depopulated spaces, he prominently depicts anonymous characters.
Hans Op de Beeck was born in Turnhout in 1969. He lives and works in Brussels, Belgium. Op de Beeck has shown his work extensively in solo and group exhibitions around the world. His work was invited for the Venice Biennale, Venice, IT; the Shanghai Biennale, Shanghai, CN; the Aichi Triennale, Aichi, JP; the Singapore Biennale, Singapore, SG; Art Summer University, Tate Modern, London, GB; the Kochi-Muziris Biennale, IN; Art Basel Miami Beach, US; Art Basel Unlimited, Basel, CH; Setouchi Triennale, Shodoshima, JP;and many other art events.
11:30 ● Louise Bourgeois’ Cells. Der intime Raum im Spannungsfeld von Zeigen und Verbergen Charlotte Silbermann Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Kunstgeschichte, BURG
In der Literatur über Louise Bourgeois herrscht Einstimmigkeit darüber, dass es in den Arbeiten der Künstlerin um Geheimnisse geht. Aber werden diese nun gelüftet oder stehen wir vor verschlossenen Türen? Zeigt sich lediglich das berühmte Feigenblatt der Kunst, auf das Intime verweisend, es aber zugleich versteckend? Im Tagungsbeitrag sollen die künstlerischen Strategien der Ambivalenz von Zeigen und Verbergen im Kontext von Interieur und Rauminstallation am Beispiel von Louise Bourgeois’ Cells genauer betrachtet werden.
Charlotte Silbermann absolvierte 2015 ihren Master in Vergleichender Literatur- und Kunstwissenschaft an der Universität Potsdam. Von 2010 bis 2018 war sie als Kunstvermittlerin tätig. Nach dem Studium arbeitete sie als Studiomanagerin und schreibt seit 2014 als freie Autorin u.a. für Der Freitag und das Kunstmagazin Monopol. Seit 2019 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Kunstgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und promoviert hier zum Thema Neuer Materialismus in den Bildenden Künsten.
12:25 ● Von vertikalen Hüllen zu horizontaler Entfaltung Max Schwitalla Architekt, Berlin
Seitdem der Mensch die Höhlen verlassen hat, beruht die Produktion von Architektur meistens auf der Annahme, dass man Innenraum umhüllen soll. Was wäre, wenn wir – vor dem Hintergrund des drängenden globalen Bedarfs an urbaner Verdichtung im menschlichen Maßstab – stattdessen Außenräume ‚aushöhlen‘ würden? Dafür wäre der Fluss von Licht, Luft und Menschen als subtraktives Gestaltungsprinzip geeignet.
Max Schwitalla, geb. 1980, Architekturstudium 2000-2006 an der Universität Stuttgart und ETH Zürich mit Abschluss Dipl. Arch. ETH. / Master of Science ETH. 2004-2005 Mitarbeit bei Rem Koolhaas/OMA in Rotterdam und NYC. 2007–2011 Freier Mitarbeiter bei GRAFT in L.A. und Berlin sowie bei HENN, Berlin als Entwurfsarchitekt u.a. verantwortlich für Großprojekte in China. 2012 Gründung Studio Schwitalla in Berlin mit dem Design- und Forschungsschwerpunkt zukünftige urbane Mobilität und Stadtentwicklung. Kooperationen mit Forschungspartnern und Mobilitätsexperten wie Schindler Aufzüge, Ebikon; Audi, Ingolstadt; e.GO Mobile, Aachen und Fraunhofer IAO/CERRI, Berlin. Internationale Vortragstätigkeit, Workshops, Publikationen sowie Entwicklung von Dome-Filmen.
14:30 ●Einführung Dr. Mirjam Schaub Professorin für Philosophie, BURG
14:40 ● Diderot und die Kunst der Mystifikation Dr. Robert Fajen Professor für Romanistik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Die französischen philosophes der Aufklärung sind Meister der Verstellung, der unmerklichen Ablenkungsmanöver und virtuosen Versteckspiele. Dazu zwingen sie die Mechanismen der Zensur ebenso wie die komplizierten Abhängigkeitsverhältnisse, die sie mit den Mächtigen verbinden. Wer riskant denken und Unerhörtes schreiben will, muss genau wissen, wie er andere dazu bringen kann, sich auf dieses Neue einzulassen – ohne dass sie es bemerkten. Keiner beherrschte diese Kunst besser als Denis Diderot.
Prof. Dr. Robert Fajen, geb. 1969; Studium der Romanistik und Germanistik an den Universitäten Würzburg, Nantes und Konstanz; 2001: Promotion mit einer mediävistischen Arbeit: „Die Lanze und die Feder. Untersuchungen zum ‚Livre du Chevalier errant‘ von Thomas III., Markgraf von Saluzzo“, erschienen 2003 im Reichert-Verlag und ausgezeichnet mit dem Elise-Richter-Preis des Deutschen Romanistenverbandes; 2005-2006 Stipendiat des Deutschen Studienzentrums; 2009: Habilitation mit einer Arbeit über die venezianische Literatur des 18 Jahrhunderts: „Die Verwandlung der Stadt. Venedig und die Literatur im 18. Jahrhundert“, erschienen 2013 bei Wilhelm Fink und 2015 mit dem Hugo Friedrich und Erich Köhler-Preis der Universität Freiburg i. Br. ausgezeichnet. Seit 2010 ist er Professor für französische und italienische Literaturwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, seit 2018 Dekan der Philosophischen Fakultät II.
15:35 ● Doppelcodierungen. Zeigen und Verdecken, Mythopoiesis und Bildforensik Dr. Anselm Franke Leiter Abteilung Bildende Kunst und Film, Haus der Kulturen der Welt, Berlin
Eine Bestandsaufnahme aus der kuratorischen Praxis und Kommentar zur Krise der Bildwissenschaften entlang der Frage: Wie lässt sich das Verhältnis von Aby Warburg und Forensic Architecture beschreiben? Forensic Architecture nutzt die Möglichkeiten digitaler Daten um von Staaten ausgeübte Gewalt sichtbar und gerichtbar zu machen. Aby Warburg gelangen einige beeindruckende Rekonstruktionen der historischen Wanderstrassen von Ikonographie, zugleich aber war es ihm auch um die mythopoeitische Kraft von Bildern gelegen, um die Ikonologie „in statu nascendi“. Lässt sich der politische Raum zwischen diesen Bildfunktionen beschreiben?
Anselm Franke ist Leiter der Abteilung Bildende Kunst und Film am Haus der Kulturen der Welt, HKW Berlin. Zuletzt kuratierte er dort „Investigative Commons“ mit Forensic Architecture u.a., sowie die Gruppenausstellung „Illiberal Arts“ (mit Kerstin Stakemeier). Im Dezember organisiert er zusammen mit David Wengrow, Carolyn Christov-Bakargiev und Erhard Schüttpelz das internationale Symposium „Beneath Image and Script. Cosmogony and Conflict in Image Systems“ im Castello di Rivoli in Turin.
17:00 ● Erscheinen und Verschwinden. Zum modernen Mythos der aufgeklärten Zauberei Dr. Iris Dankemeyer Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Philosophie, BURG
Manipulation ist ein Beruf. Ablenkungsmanöver sind die Hauptbeschäftigung der Zauberei, Erscheinen und Verschwinden ihre zentralen Techniken. Die Kunst der Täuschung grenzt sich traditionell von der archaischen Magie ab, die Zauberer der bürgerlichen Epoche verstanden sich explizit als Aufklärer mit wissenschaftlichem Weltbild. Der Vortrag zeigt, wie die Zauberei zum Magiebegriff der Anthropologie beitrug und warum Fortschrittsglaube auch Aberglaube ist.
Iris Dankemeyer studierte Literatur, Philosophie und Soziologie in Hannover und Berlin. Sie promovierte mit einer Arbeit über Musik und Erotik und ist seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin für Philosophie an der Burg Kunsthochschule Giebichenstein Halle.
17:55 ● Stereophoner Werkstattbericht. Puschkin, der Fall Relotius und die kaukasische Schneefrau: Aus der Praxis des Entbergens Alexander Smoltczyk Reporter, DER SPIEGEL und Maurice Weiss Fotograf, Agentur Ostkreuz
Die Reportage ist vollkommenes Kunstprodukt mit dem Anspruch auf Stimmigkeit mehr noch als Authentizität. Der Brief auf dem Tisch muss Geheimnis bleiben, man darf ihn zeigen, doch nicht öffnen. Wie umgehen mit Bilder- und Sprechverboten? Wie das Unsichtbare zeigen und die Spuren zu lesen verstehen, alles in der Maschinerie eines Referenzmediums?
Alexander Smoltczyk studierte Philosophie, Agrarökonomie und Volkswirtschaft in Berlin und Montpellier. Seit 1998 ist er Reporter beim Spiegel, arbeitete als Korrespondent in Paris, Rom, Abu Dhabi und jetzt in Lissabon. Maurice Weiss, geboren in Perpignan, ist Mitgründer der Fotografen-Agentur Ostkreuz. Beide arbeiten seit 30 Jahren als Reportage-Team zusammen, u.a. für taz, Wochenpost, geo, Zeitmagazin und vor allem für den Spiegel. Ihr Film „Endstation Bataclan“ wurde für den Grimme-Preis nominiert und mit dem evangelischen Medienpreis ausgezeichnet. Diverse Buchveröfftlichungen, zuletzt „Vatikanistan“, „Ein Sommer wie seither kein anderer“, „Ken Adam – von Berlin nach Hollywood“.
Im Alltag überlagern sich digitale und analoge Prozesse zunehmend. Im Fokus der Tagung stehen Schnittstellen zwischen künstlerischen und medialen Prozessen, zwischen öffentlichem und privatem Raum, zwischen analog und digital.
Wie lassen sich digitale Medien im Kontext von Kunstpädagogik nutzen, ohne analoge Herangehensweisen und den Umgang mit Material aus dem Blick zu verlieren? Welche Schnittstellen bilden sich zwischen Virtualität und Materialität? Wie werden Daten erfahrbar? Wie lassen sich Smartphones, mobile Geräte und Plattformen im Netz in Vermittlungsprozesse integrieren? Welche Erfahrungsräume können geschaffen, welche Handlungen ermöglicht werden?
Ein Impulsvortrag steckt das Feld ab und konkretisiert, was die Gestaltung von Schnittstellen medialer und materialer Dinge und Prozesse aus kunstpädagogischer Perspektive bedeuten kann. In drei unterschiedlichen Workshops erfolgt die praktisch-ästhetische Auseinandersetzung mit der Thematik. Dabei liegen die Schwerpunkte auf Erprobungen mit Trickfilm, Interaktion/Raum und Fotografie/Inszenierung. Flankiert wird das Programm mit Filmen aus der schulischen und außerschulischen Praxis, die im Rahmen abendlicher Open Spaces zum Gespräch anregen.
Eine voranschreitende Digitalisierung des Alltags bringt kulturelle Phänomene hervor, die durch ortsunabhängige Verfügbarkeit von Daten, vernetztes Lernen und mobile Endgeräte geprägt sind. Im Unterricht haben Lernende wie Lehrende Zugriff auf Ausstattungen und Programme, die kollaborative Arbeitsweisen fördern und die Bewältigung komplexer Produktionsprozesse ermöglichen. Die Rezeption von Kunstwerken wird durch virtuelle Museumsrundgänge und der Digitalisierung von Sammlungen, die jederzeit online verfügbar sind, verändert. Dies wirft neue Fragen bezüglich Originalität, Kopie und Bildumgang auf. Die Produktion und fast zeitgleiche Verbreitung von fotografischen und filmischen Bildern mit dem Smartphone oder Tablet ist nun überall spontan möglich. Sie ist stark in der Lebenswelt Jugendlicher verankert, gewinnt im Alltag an Bedeutung und fordert eine visuelle Bildung in der Schule.
Was bedeutet dies für Kunstunterricht?
Wie kann auf Basis solcher Phänomene Unterricht entwickelt und durchgeführt werden? Welche Möglichkeiten digitaler Endgeräte und Anwendungen eignen sich für handlungsorientiertes Arbeiten? Welche Aufgabenstellungen und Arbeitsformen erweisen sich als sinnvoll?
Auf der Tagung wird diesen Fragen mit Präsentationen von Unterrichtsbeispielen und in praxisorientierten Workshops nachgegangen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben so die Gelegenheit, digitale, vernetzte und mobile Arbeitsweisen mit Blick auf Kunstunterricht kennenzulernen und auszuprobieren.
Konzeption und Moderation
Prof. Dr. Sara Burkhardt | Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Klaus Küchmeister | Medienreferent des BDK e.V.
Verona Petermann | Medienreferentin des BDK e.V. Landesverband Sachsen-Anhalt
„Was kennzeichnet eine Skulptur? Diese Frage stellt sich angesichts zunehmender Entgrenzungstendenzen in der zeitgenössischen Kunst verstärkt und lässt es zunächst fragwürdig erscheinen, weiterhin in traditionellen Gattungen wie Zeichnung, Malerei, Skulptur, Film, Fotografie oder Performance zu denken. Mit dieser Erweiterung des Skulpturalen ergeben sich neue Blickwinkel auf Lehr- und Lernprozesse in der Kunst. In Bezug auf die veränderten Erlebnisqualitäten des im Erfahrungsraum des Subjekts verorteten Kunstwerks soll gemeinsam über die Lehre der Bildhauerei nachgedacht werden. Welche Perspektiven lassen sich für eine Didaktik der Bildhauerei eröffnen? Wie hängen diese mit der Veränderung des Kunstbegriffs der letzten Jahrzehnte zusammen? Welche skulpturalen Fragen lassen sich kunstwissenschaftlich oder künstlerisch aufwerfen und inwiefern besitzen sie kunstpädagogische Relevanz? Welche Elemente der Skulptur existieren dabei immer schon und welche sind im Zuge der verschiedenen Entgrenzungstendenzen neu hinzugekommen? Wie wirkt sich dies auf die künstlerische Lehre von Bildhauerinnen und Bildhauern aus?
Mit diesen Fragestellungen werden sich 20 Referentinnen und Referenten aus Kunstwissenschaft, Kunst und Kunstpädagogik auseinandersetzen. Ihre Beiträge sind sechs Sektionen zugeordnet, innerhalb derer diese Perspektiven im Hinblick auf vier Aspekte von Entgrenzung diskutiert werden: Skulptur und Raum, Skulptur und Material, Skulptur und Zeit sowie Skulptur und Betrachter. Die Eingeladenen erörtern verschiedene Formen skulpturalen Denkens und Handelns im Kontext des Themas „Skulptur lehren“.“ (Sara Hornäk)
PLANUNG
Sara Hornäk unter Mitarbeit von Susanne Henning
MODERATION
Sara Hornäk, Susanne Henning, Lisa Kuntze-Fechner, Anna Penning
Kunstpädagogische Forschungsfelder zwischen Theorie und Praxis Forschungstag für Nachwuchswissenschaftler_innen
12.-13. Februar 2015 Universität Mozarteum Salzburg
Kunstpädagogik hat viele Bezugskontexte, wie die Zusammensetzung aus Kunst und Pädagogik es bereits nahe legt. Diese Kontexte haben sowohl mit pädagogischer Praxis in Bildungsinstitutionen oder vermittelnder Praxis in Kunstinstitutionen zu tun, wie auch mit Theoriebildungen und einem sich ständig wandelnden wissenschaftlichen Selbstverständnis. So gibt es zunehmend Forschungen im Design der empirischen Sozialwissenschaften, wobei zumeist qualitative Forschungen, aber auch quantitative oder diskursanalytische Studien durchgeführt werden. Und es gibt die Erwartung des Praxisfeldes, dass kunstpädagogische Forschung Aussagen zur Praxis machen sollte – sowie die Erwartungen der Politik bezüglich numerischer Fakten.
Wissenschaftliche Empirie bedeutet aber noch mehr: Kunstpädagogische Forschungen orientieren sich an philosophischen und kulturwissenschaftlichen Begriffen, die für eine kunstpädagogische Theoriebildung angewandt werden und zu neuen Modellbildungen führen. Oder spezifische Herangehensweisen der Bildenden Kunst, der Medienkunst oder der Alltagskultur führen zu innovativen Praxisentwürfen, deren Wirkungsweisen und Bedingungsgefüge wissenschaftlich dargestellt werden.
Mit der Thematisierung des Spannungsfeldes zwischen Theorie und Praxis werden die teilnehmenden Forschenden dazu aufgefordert, die eigene Fragestellung in diesem Feld zu verorten. Damit soll sich ein Raum der Positionen und der unterschiedlichen wissenschaftlichen Herangehensweisen abzeichnen. Gleichzeitig können sich Möglichkeiten des Transfers zeigen.
Der gemeinsame Forschungstag des BDK, des BÖKWE und des lbg findet als Auftakt zum Kongress „Blinde Flecken“ 2015 in Salzburg statt. Zentrales Anliegen der Veranstaltung ist die Vernetzung von Nachwuchswissenschaftler_innen und Kunstpädagog_innen, die ein wissenschaftliches Interesse am Fach verfolgen und aktuell im Kontext der Kunstpädagogik forschen oder die Absicht haben, eine Forschung zu beginnen. Ziel des Forschungstages ist es, Nachwuchswissenschaftler_innen ein Forum zu bieten. So wird es am ersten Tag Möglichkeiten des Austausches und der gemeinsamen Arbeit am Material geben, des Kennenlernens von Methoden und Arbeitsweisen. Am zweiten Tag stellen Nachwuchswissenschaftler_innen ihre vor kurzem abgeschlossenen kunstpädagogischen Forschungsprojekte vor und zur Diskussion.
Konzeption und Organisation Prof. Dr. Sara Burkhardt (Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle / Hochschulreferentin des BDK), Prof. Dr. Christine Heil (Universität Duisburg-Essen)
Programm
// Do, 12.02.2015
ab 12:00 Ankommen // Anmeldung
13:00 Begrüßung // Kennenlernen
13:30-15:30 Workshops 1-6
15:30-16:00 Kaffeepause
16:00-18:00 Workshops 1-6
ab 18:00 Poster-Rundgang bei Brot+Getränken / get together
// Fr, 13.02.2015
09:00 Begrüßung
09:15-09:45 Dr. Sidonie Engels: Kunstbetrachtung in der Schule. Theoriebildung zwischen 1953 und 1979 im ‚Handbuch der Kunst- und Werkerziehung’ – ein Grundstein der Kunstpädagogik.
09:45-10:15 Marc Fritzsche: Interfaces. Eine Medientheorie und ihre Anwendung in der Kunstpädagogik.
10:15-10:45 Kaffeepause
10:45-11:15 Katharina Schneider: Ästhetische Erfahrung in Spielpraktiken 2- bis 6-jähriger Kinder. Eine ethnografische Studie im Elementarbereich.
11:15-11:45 Dr. Anne Zimmermann: Fake. Kunst. Bildung. Die künstlerische Strategie Fake aus kunstpädagogischer Perspektive.
Abschlussdiskussion
Ende 12.15 Uhr
Workshops Eine Übersicht über die Workshops incl. Beschreibungen finden Sie HIER
1 Bild-Nachbarschaften in qualitativ empirischen Fallanalysen: Fotografien in Reihen, Clustern und visuellen Kontexten rekonstruieren. Sabine Sutter (Universität Duisburg-Essen), Dr. Jörg Grütjen (UNESCO-Schule in Kamp-Lintfort)
3 Ethnografische Forschung und Grounded Theory.
Exemplarisch im Feld der frühkindlichen ästhetischen Bildung Katharina Schneider (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg)
4 Experimente mit künstlerischen Verfahren in teambasierten Forschungsprozessen Anne Gruber, Anna Schürch und Sascha Willenbacher (Teambasiertes Forschungsprojekt “Kalkül und Kontingenz” am IAE an der ZHDK Zürich)
5 forschung macht unterschiede
un/doing differences in kunstpädagogischen Forschungsprozessen Marion Thuswald (akademie der bildenden künste wien)
6 Visuelle Netzwerkforschung
Visuelle Erhebung von sozialen Netzwerken mit Hilfe der Software VennMaker Dr. Markus Gamper (Universität zu Köln)
Anmeldung Mit diesem FORMULAR können Sie sich für den Forschungstag anmelden.
Call for Posters
Der Forschungstag bietet neben Workshops und Vorträgen auch die Möglichkeit, noch nicht abgeschlossene Forschungsarbeiten und Entwicklungsvorhaben in Form von Postern vorzustellen. Ziel ist es, mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen. Angenommen werden nur solche Arbeiten, die noch nicht publiziert oder in anderer Form veröffentlicht sind. Der Call for Posters richtet sich in erster Linie an Doktorandinnen und Doktoranden. Hier finden Sie den CALL FOR POSTERS als pdf.
4. BDK-Forschungstag für Nachwuchswissenschaftler/-innen // 18.-19.10.2012 // DHMD
Master-Abschlussarbeit von Dominique Matthes (TU Dresden) Foto: Sara Burkhardt
// call for papers //
Wer hat seit dem letzten Forschungstag in Düsseldorf 2009 eine kunstpädagogische Forschung abgeschlossen und Interesse daran, sie auf dem Forschungstag vorzustellen?
In Vorbereitung auf den Forschungstag vom 18.-19.10. in Dresden bilden sich vier Tandems von kunstpädagogisch Forschenden, die sich ab September ihre Forschungen gegenseitig vorstellen. Jede/r formuliert in Vorbereitung für den Auftritt am Forschungstag Fragen, die er oder sie an die Studie des/r Dialogpartners/-in stellt. Und das können für den/die andere(n) durchaus überraschende Fragen sein.
Am Freitag (19.10.) haben 4 solcher Tandems die Möglichkeit, ihre Forschungen und ihren Austausch darüber dem Publikum zu präsentieren. Download cfp (Word)
Was gilt es in der Kunstpädagogik zu erforschen? Wie wird geforscht?
18.-19.10.2012
Der BDK-Forschungstag findet traditionellerweise als Auftakt zum Bundeskongress statt – dieses Jahr in Kooperation mit dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden. Zentrales Anliegen der Veranstaltung ist die Vernetzung von Nachwuchswissenschaftler/innen und Kunstpädagog/innen im deutschsprachigen Raum, die ein wissenschaftliches Interesse am Fach verfolgen und aktuell im Kontext der Kunstpädagogik forschen oder die Absicht haben, eine Forschung zu beginnen. Den Teilnehmenden soll ein Überblick über die Pluralität aktueller Fragestellungen, Methoden und Theorien und nicht zuletzt interessanter Inhalte gegeben sowie die Möglichkeit zur exemplarischen Erkundung von Forschungswegen eröffnet werden. Die Reflexion des wissenschaftlichen Selbstverständnisses findet in der Schnittmenge von Praxis- und Theoriefeldern der Pädagogik und der Bildenden Kunst, den angrenzenden Theorien von Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften, Philosophie und Psychoanalyse statt. Auch deshalb wird der diesjährige Forschungstag in Kooperation mit dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden stattfinden, einem Ort der Vermittlung zeitgenössischen Wissens und des interdisziplinären Forschens im Kontext von Wissenschaft, Bildung und Kultur.
Nun meine Frage. Hätte es eine alternative Handlungsweise gegeben? Gibt es Anlaufstellen in Halle (Saale), die in s… twitter.com/i/web/status/1…5 days ago
Sie sagten, er wäre heute bereits ins Diakonissenkrankenhaus gebracht worden, sei aber wieder gegangen. Ich betonte… twitter.com/i/web/status/1…5 days ago